Der Schwerpunkt meiner künstlerischen Arbeit liegt in der intensiven Betrachtung des menschlichen Individuums und seiner Selbstwahrnehmung innerhalb eines komplexen gesellschaftspolitischen und technologischen Weltsystems.

Die daraus resultierenden Fragen zu unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft münden in der individuell wahrgenommenen Wahrheit, im erworbenen Wissen und in der darauf basierenden zwischenmenschlichen Interaktion. Dabei offenbart sich eine wachsende Diskrepanz zwischen der schnell wachsenden Entwicklung der Technologien und dem sozialen Gefüge innerhalb der Gesellschaft. Identitätsverlust und fehlende Selbstreflexion sind die Folge. Denn das Zwischenmenschliche basiert auf weit mehr Faktoren als der alleinigen Informationsübermittlung.

Der polnische Philosoph, Essayist und Science-Fiction Autor, Stanisław Lem, kritisierte in den 2000er Jahren diese Entwicklung des Internets und der Informationsgesellschaft, die die Nutzer zu "zusammenhangslos von Stimulus zu Stimulus hüpfenden Informationsnomaden" machten. "Die allgemeine Steigerung der technischen Leistung gehe paradoxerweise mit einem Verfall der Fantasie und Intelligenz der Menschen einher." (Zitat: Joscha Remus: Visionär ohne Illusionen. Die Zeit, 28. Juli 2005, Quelle: Wikipedia vom 10. August 2020.)

Informationsüberlastung und fehlende objektiv-kritische Filtrierung aufgenommener Informationen führen zur Schieflage der individuellen Wahrnehmung der Wahrheit. Der Mensch verliert den inneren Bezug zu sich selbst und folglich zu anderen Menschen. Er verliert seine Empathie und sein Mitgefühl. Er isoliert sich geistig als auch räumlich. Besonders deutlich offenbarte sich diese Entwicklung in den Krisensituationen wie dem "Klimawandel", der "Flüchtlingskrise" und der "Corona-Krise".

In dieser Zeit entstand mein Bilderzyklus: "In Selfiemode Of Isolation" und der Zyklus mit schwarz-weißen Tafeln: : "Our Nonsense". Beide Zyklen behandeln die gleiche Thematik, jedoch in unterschiedlichen Herangehensweisen.

Im Bilderzyklus "In Selfiemode Of Isolation" behandle ich die Frage der inneren Selbstspiegelung. Die Bilder stellen imaginäre Personen dar, die wie im Spiegel vom Betrachter angesehen werden. Die Frage ist: Betrachte ich sie, betrachten sie mich, betrachten sie sich selbst oder betrachte ich mich selbst. Die Spiegelbilder treten in meinen Raum hinein und ich in den ihren.

Es gibt keine konstruierte Raumperspektive, der Raum entsteht durch das Licht. Die Farben sind im Stil der digitalen Internetfotos angelegt aber auf eine impressionistische Art. Die Bilder wirken beinah real, sind es jedoch nicht. Die dargestellten Figuren sind unkonkret, wie Erscheinungen, so flüchtig wie unser Spiegelbild, das keine Standaufnahme ist, sondern stets wandelbar. Vielleicht sind sie eine Begegnung mit der eigenen Seele oder dem verdrängten "Ich". Sie sind unfertig, weil wir unfertig sind, weil unser Inneres diffus ist. Letztendlich mündet alles in uns selbst, wir sind der Schlüssel, die Wahrheit liegt in uns. Sie zu erkennen ist nicht immer angenehm, aber absolut notwendig, um menschlich zu bleiben.

Die schwarz-weißen Tafeln: "Our Nonsense" sind eine Art erzählerische Untermalung der Spiegelbilder. Wie die Tonspur des Bilderstreams in einem Film. Sie dokumentieren unser Scheitern am Leben, am Schicksal, am System, an uns selbst.

Die Tafeln basieren auf zuvor angefertigten Skizzen, die als eigenständige grafische Arbeit anzusehen sind. Geplant sind noch weitere in Öl gemalte Tafeln, die als langer Bilderstream angeordnet werden sollen. Die Tafeln sowie die Skizzen implementieren in ihrer visuellen Sprache eine paradoxe, dennoch innerlich in sich schlüssige Wirklichkeit.
© 2020 Paulina Kurczewska-Ojo, Luxemburger Str. 34, 13353 Berlin
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